(Podcast) Es gibt keine toxische Beziehungen

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge bei frei&wunderbar, deinem Podcast für ein erfülltes Leben mit dem Bibelcode. Mein Name ist Annika Bühnemann und wir sprechen heute über das Thema “toxische Beziehungen”. Ich begrüße dich sehr herzlich zu dieser Folge. Ich nehme sie gerade kurz nach Ostern auf, deshalb möchte ich dir auf diesem Wege noch mal frohe Ostern wünschen. Ich hoffe, du hattest schöne, erholsame Tage, möglicherweise auch ein paar Tage mit deiner Familie. Das ist ja bei vielen so, dass sich dann die Familien zusammenfinden. Wir waren auch bei den verschiedenen Familienteilen, die es bei uns gibt und haben eine ganz schöne Zeit miteinander verbracht. Also ich muss für mich sagen, ich habe das sehr genossen, mich mit meiner Familie zu unterhalten und mich über verschiedene Aspekte usw. auszutauschen. Also richtig, richtig schön. So geht es aber ja nicht allen und deshalb habe ich beschlossen, heute mal über das Thema “toxische Beziehungen” zu sprechen. Das hat auf den ersten Blick nichts mit einem erfüllten Leben zu tun, im zweiten aber glaube ich umso mehr. Wir haben hier im Podcast ja eigentlich den Schwerpunkt Money-Mindset verbunden mit großen Zielen setzen und diese erreichen und unter anderem eben auch, was Geld betrifft. Aber nicht nur. Ich bin ja zertifizierter Life Coach, also Lebensberaterin, und in diesem Bereich habe ich sehr viel mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun und begleite Menschen bei der Reparatur solcher Beziehungen. Und das Thema “toxische Beziehungen” und “Narzissmus” kommt immer wieder. Und darüber würde ich heute gerne mal sprechen. Ich werde ein paar Gedanken in den Raum werfen, die einerseits konträr zu dem sind, was ich mal vor ein paar Jahren gesagt habe. Das werde ich aber auch erklären. Und andererseits, wenn du dich bisher noch nicht so mit dieser Denkweise, die ich vertrete, auseinandergesetzt hast, werde ich dich wahrscheinlich entweder erschüttern oder triggern oder aufregen. Also mach dich darauf gefasst, dass hier vielleicht ein paar Gedanken geäußert werden, die herausfordernd sein können. Vielleicht auch hilfreich. Ich hoffe, dass sie hilfreich sind, aber manchmal bedingt das ja auch das andere. Also eine Sache vorweg: Ich habe vor ein paar Jahren mal auf meinem Blog vomschreibenleben.de einen Artikel geschrieben über Energievampire geschrieben. Also Menschen, die einem die Energie aussaugen. Meine Behauptung damals im Artikel war, es gibt sozusagen Energiespender und Energievampire. Und wenn man sich mit diesen Energievampiren auseinandersetzt, beispielsweise in einer Gruppe oder so jemanden in der Familie hat, dann hat man das Gefühl, die saugen einem alle Energie raus, die man so hat. Der Artikel ist etwa sieben Jahre alt und ich habe noch Zuspruch bekommen und werde lustigerweise immer noch auf diesen Artikel angesprochen, weil es damals zumindest anscheinend vielen Menschen geholfen hat, einzuordnen, warum sie sich bei manchen Menschen schlechter fühlen als bei anderen. Nun sind ein paar Jahre vergangen und ich habe mich natürlich weitergebildet. Ich bin auch geschulter im Thema “Persönlichkeitsentwicklung” und Co. und würde heute behaupten, dass es nicht hilfreich ist, von Energievampiren zu sprechen. Das heißt, ich würde diesen Artikel heute nicht mehr so veröffentlichen. Warum nicht? Wenn ich die Aussage tätige “Es gibt Energievampire, die saugen dir deine Energie raus. Du fühlst dich bei denen schlecht, oder du hast das Gefühl, deine ganze Energie zu verlieren” etc. Was mache ich denn dann mit diesem Denken? Ich gebe der anderen Person sehr viel Macht über mich und meine Energie. Und das ist ein Punkt, der sich bei mir in meiner Wahrnehmung und in meiner Verantwortung sehr verändert hat. Damals war es so, dass ich das geglaubt habe. Heute glaube ich etwas anderes. Ich glaube, es gibt gar keine Energievampire. Ich glaube, es gibt gar keine toxischen Menschen. Ich weiß, dass das manche ein bisschen schockieren wird. Es gibt keine toxischen Menschen. Warum nicht? Weil ich für meine eigenen Gefühle verantwortlich bin. Und auch für meine eigenen Handlungen. Das heißt nicht, dass Leute sich immer gut verhalten. Wir gehen gleich darauf ein. Das Thema Energievampire, wie ich es damals genannt habe, ist also meiner Meinung nach nicht die Wahrheit, die ich heute vertrete. Das ist ja das Problem mit Wahrheit. Solange ich das glaube, ist es für mich wahr. Ich glaube das nicht mehr. Ich glaube, dass die einzige Person, die die Macht hat, Energie zu verlieren, ich selbst bin. Ich habe es selbst in der Hand, wie ich mit meiner Energie umgehe, ob ich sie mir nehmen lasse oder ob ich sie verteidige, ob ich sie behalte. Ich gebe sie weg oder ich behalte sie. Sie wird mir nicht weggenommen, wenn ich das nicht will. Darüber möchte ich gern sprechen, weil das, was wir unter toxischen Menschen oder Beziehungen verstehen, beschreibt meistens eine Beziehungsebene, wo sich eine Person, zum Beispiel eine Mutter, Schwiegermutter, Ehepartner*innen, Freund*innen, Freund*innen von Freund*innen, etc. sehr negativ in unseren Augen verhält und man das Gefühl hat, die triggern uns. Sie holen das Schlechteste in uns hervor, zum Beispiel. Oder ich kann mich nicht entspannen, wenn diese Person da ist. Oder alles, was sie sagt, regt mich auf. Oder sie manipulieren vielleicht auch. Sie sagen das und sie versuchen mich zu überzeugen, etc. Ich habe mal die Definition von einer toxischen Person nachgeschaut und habe dort folgendes gefunden: Es gibt eigentlich keine einheitliche Definition davon, wann eine Beziehung beispielsweise toxisch ist. Es gibt natürlich Merkmale, also so etwas wie Manipulationsversuche. Wenn die Wahrheit verdreht wird, wenn jemand sich rücksichtslos verhält, wenn man angeblafft wird, alles, was unter Mobbing fallen würde, wenn extra Streit provoziert wird, wenn gelogen wird usw. “Toxisch” als Begriff kommt aus der Medizin und bedeutet ja erst einmal “giftig”. Toxische Pflanzen sind zum Beispiel Pflanzen, die todbringend sein können oder zumindest sehr schwere Vergiftungen verursachen können. “Toxische Menschen” kann es dem medizinischen Begriff nach erst mal nicht geben, weil Menschen sind ja in der Regel nicht todbringend, abgesehen von Mördern. Aber der Mensch an sich ist ja nicht toxisch. Wenn ich in den reinbeiße, dann sterbe ich nicht. Es geht vielmehr darum, was dieser Mensch tut oder sagt. Das, was ich über ihn denke, löst im Weiteren Annahmen und Gefühle usw. aus, die sich nachhaltig negativ auf mich und mein Selbstbild, meine Gesundheit, etc. auswirken können. In unserem Coaching ist es so, dass die äußeren Umstände, nämlich Person A keinen direkten Einfluss auf uns haben kann. Die Person löst nicht etwas in uns aus, sondern das, was ich sozusagen darüber denke, ob ich das auch mit mir machen lasse, ist der auslösende Faktor. Ich möchte hier nun kein sogenanntes “Victim Blaming” machen, was ja bedeutet, dass man den Opfern – in welcher Situation man auch immer sich als Opfer empfindet – dann auch noch die Schuld gibt, dass man in so eine Beziehung gegangen ist, etc. Das ist nicht hilfreich. Ich persönlich empfinde es aber als hilfreich, wenn man sich darüber bewusst ist, dass man alles hat, was man braucht, um hier eine Änderung herbeizuführen. Jeder von uns kann in irgendeine Art von toxische Beziehung hineingeraten, was bedeutet, dass man ein selbstdestruktives Verhalten an den Tag legt bzw. zum Beispiel keine klaren Grenzen hat. Toxische Beziehungen gehen sehr häufig mit mangelnden Grenzen einher. Wir gehen gleich ein bisschen tiefer auf die Thematik ein. “Toxische Menschen” kann es im Grunde erst mal so nicht geben, weil jeder tun und lassen kann, was er möchte. Auch das regt, glaube ich, viele Menschen auf. Neutral gesehen ist es ja erst mal so: Man kann sich an Regeln halten oder nicht. Wenn ich möchte, dass sich jemand an die Regeln hält, dann ist das meine persönliche Meinung. Ich mag es auch, wenn Regeln eingehalten werden. Aber ich verstehe auch durchaus, dass sich nicht jeder immer an alle Regeln halten will. Insbesondere, wenn diese Regeln einem als sinnlos erscheinen. Wir haben das alle während der Pandemie sehr gut beobachten können, dass sich manche Menschen extrem an die Regeln gehalten haben, andere gar nicht. Da kam richtig viel Bewegung in die Gesellschaft hinein und Dinge haben sich zugespitzt und verschiedene Meinungen sind richtig böse kollidiert. Jeder hat aber nun einmal das Recht darauf, eine eigene Meinung zu haben – zumindest bei uns in Deutschland – und die auch auszusprechen. Jeder darf sich erst einmal so verhalten, wie er möchte. Das heißt nicht, dass ihm keine Konsequenzen drohen. Sondern das heißt, dass das erst einmal in seiner Verantwortung liegt. Wenn ich auf der Autobahn spazieren möchte, dann liegt das in meiner Verantwortung. Der Vorschrift nach darf ich nicht auf der Autobahn spazieren, aber ich könnte mich jederzeit. auf die Autobahn begeben und einen Sonntagsspaziergang machen. Es liegt dann in meiner Verantwortung, dass ich das nicht mache, weil ich mir in diesem Fall darüber klar sein könnte, was das für Konsequenzen hat. Nicht nur, dass ich wahrscheinlich sterbe, sondern ich verursache auch viel Leid dadurch, indem Menschen dann Unfälle verursachen, etc. Das heißt, per se können Menschen einfach Arschlöcher sein. Auch das ist natürlich eine Interpretation. Denn die Menschen, die sich so verhalten, empfinden das ja in der Regel nicht so. Das heißt, jemand, der zum Beispiel in meinen Augen sehr rücksichtslos ist, der empfindet sich selbst vielleicht nicht als rücksichtslos, sondern sagt sich “Ich setze Grenzen”. Jeder findet irgendwie eine Rechtfertigung für sein Handeln. Das heißt, erster Punkt: Jeder kann sich erst einmal per se so benehmen, wie er möchte. Was nicht heißt, dass es keine Konsequenzen hat. Aber wir können unsere Mitmenschen leider oder zum Glück nicht zwingen, dass sie sich in einer bestimmten Art und Weise uns gegenüber verhalten. Natürlich können wir sie bitten. Also wenn mich jemand anschreit, kann ich ihm sagen “So rede ich nicht mit dir oder so lasse ich nicht mit mir reden.” Aber ich kann ihn nicht zwingen. Ich kann ihm nur sagen, was passiert. Also die Konsequenz zeigen, wenn er so weitermacht. Ich kann ihn nicht zwingen, ruhig mit mir zu sprechen. Ich kann meinen Partner, wenn er eifersüchtig ist, nicht zwingen, mir zu vertrauen. Wenn meine Schwiegermutter blöde Sprüche klopfen würde, dann kann ich sie nicht zwingen, damit aufzuhören. Ich kann sie bitten und ich kann mit ihr sprechen, aber ich kann sie nicht dazu zwingen. Das ist eine Sache, die am Anfang sehr frustrierend ist, weil wir alle eine gute Idee davon haben, wie sich andere Menschen verhalten sollten, damit einfach alles gut funktioniert. Aber – darüber haben wir schon einmal gesprochen – die sogenannte “Gebrauchsanleitung” für Menschen funktioniert einfach nicht. Am Anfang hat mich das geärgert, dass das nicht geht. Insbesondere, dass das bei Kindern auch oft nicht so funktioniert. Aber mittlerweile muss ich sagen, finde ich es gut, dass es das nicht geben kann, weil das ja auch die Freiheit wahrt. Wenn es möglich wäre, jemanden zu zwingen, sich in einer bestimmten Art und Weise zu verhalten, würde sich ja die Frage stellen: Wer bestimmt das denn und warum ist das richtig, was der bestimmt? Warum muss ich mich denn so verhalten, wie du es dir von mir wünschst? Wenn ich das gar nicht möchte, wenn ich mich anders verhalten will? Warum darf mein Wille überschrieben werden mit deinem Willen, nur weil du deine Meinung besser findest als meine? Wie ich gerade gesagt habe, es gibt da Konsequenzen. Aber trotzdem bleibt ja diese Frage offen: Wer entscheidet, was richtig und falsch ist und wie sich alle zu verhalten haben? Natürlich gibt es die Gesetzgebung. Und ich möchte noch mal sagen, dass ich eine Verfechterin von Gesetzen bin. Und ich finde, dass alle sich an die Gesetze halten sollten. Aber ich kann eben niemanden zwingen, das zu tun. Jeder hat die freie Handlungsfreiheit sich so zu verhalten wie die Axt im Walde. Das ist das erste. Das zweite ist, wie ich schon schon habe anklingen lassen, dass es durchaus Konsequenzen gibt. Und hier kommen wir auch zu diesem Thema “Grenzen setzen, Neinsagen” usw. Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen, nur weil unser Gegenüber meint, sich in irgendeiner Art und Weise verhalten zu müssen, die uns nicht passt. Wir müssen das nicht zwingend hinnehmen. Wir müssen auch nicht gleich alle Personen, die uns irgendwie triggern, aus unserem Leben verbannen. Das ist eine Sache, die ich früher empfohlen habe. In diesem besagten Artikel mit den Energievampiren habe ich empfohlen, dass man toxische Menschen am besten einfach meidet. Dann hat man kein Problem. Heute sehe ich das ein bisschen anders. Ich würde nun nicht sagen, dass es unbedingt notwendig ist, sich ständig mit Menschen zu umgeben, die einen triggern. Aber ich weiß heute auch aus meiner eigenen Erfahrung heraus, dass jeder Trigger immer auch eine Einladung zum Wachstum ist. Ich möchte noch mal wiederholen: Es heißt nicht, dass man zum Beispiel in einer toxischen Beziehung bleiben muss, weil man sich einredet, dass man daran wachsen kann oder so. Manchmal ist es so durchaus, dass man lernt, in dieser Beziehung stark zu werden, um dann stark genug zu sein, um zum Beispiel einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Die Frage, die sich hier stellt, ist: Bin ich in der Reaktion auf diesen Gegenüber die Person, die ich sein will? Das ist, glaube ich, eine andere Herangehensweise als man das spontan meistens macht. Wie verhalte ich mich als die Person, die ich sein will? Will ich jemand sein, mit dem so und so umgesprungen wird? Wenn du sagst: “Ich habe kein Problem damit, wenn mir jemand befiehlt, was ich machen soll oder mit mir in einem harschen Ton spricht.” Wenn ich damit kein Problem habe, weil ich das zum Beispiel nicht persönlich nehme, dann kann ich auch in einer solchen Beziehung bleiben, wenn ich da kein Problem sehe. Für andere Menschen wäre es sicherlich ein Problem. Und das kennt doch jeder von uns, der in einer festen Beziehung ist. Nicht jeder könnte jetzt mit jedem Menschen zusammen sein. Also wieder viele von euch könnten mit mir in keiner Beziehung zusammenleben, weil es einfach so viele Konflikte gäbe, dass wir gar keinen Frieden mehr hätten. Und mit anderen von euch könnte ich total gut in einer Beziehung leben, weil wir total viele Übereinstimmung zum Beispiel hätten und wenig Reibungspunkte. Und wieder andere würden sagen “Boah, wenn ich mit Annika zusammen wäre. Das wäre eine toxische Beziehung, weil meine Aussagen zum Beispiel dann von dieser Person so interpretiert werden, dass sie für sie schädlich sind.” Andere würden die gleiche Aussage nehmen und sagen “Das hat mich richtig inspiriert. Das hat mich zum Nachdenken bewegt” zum Beispiel. Andere sagen “Das hat mir geschadet.” Bin ich deshalb eine toxische Person? Ja und nein. Vielleicht bin ich für den einen eine toxische Person durch die Dinge, die ich sage, weil sie sie so interpretieren, dass es für sie selbst zum Nachteil gereicht. Für andere bin ich vielleicht dann inspirierend, weil sie es für sich so interpretieren, dass es für sie zum Wachstum gereicht. Es hat sich aber nicht geändert, was ich gesagt habe. Wir haben die gleiche Aussage. Sie wird nur unterschiedlich wahrgenommen und aufgenommen. Und die einen sagen dann vielleicht “Ich höre mir diesen Podcast nicht mehr an, das bringt mich nicht weiter, das schadet mir nur” und das ist in Ordnung, solange man sich über diesen Grund, warum man geht, klar ist. Also ich empfehle, dass ihr nicht zum Beispiel eine vermeintlich toxische Person meidet, weil sie so anstrengend ist. Das kann natürlich ein Grund sein, dass man sagt “Ich möchte mich gerade nicht damit auseinandersetzen, weil ich genug andere Baustellen habe” und das ist in Ordnung. Niemand kann dir vorschreiben, ob dein Grund gut oder schlecht ist, mit einer Person zusammen zu sein oder nicht zusammen zu sein. Du allein entscheidest darüber – ich empfehle in einem Gespräch mit Gott. Aber hier auf der Welt agierst du im Grunde mehr oder weniger alleine. Aber du für dich triffst ja die Entscheidung. Du hast ja den freien Willen und du kannst entscheiden: Bleibe ich in dieser Beziehung oder nicht, werde ich weiterhin mich mit diesem Menschen zum Beispiel auseinandersetzen oder nicht? Und mag ich diesen Grund? Gehe ich weiterhin zu meinem toxischen Stiefvater? Wenn ja, warum? Und wenn nein, warum nicht? Ich würde wirklich mal hinterfragen, wo so Gedanken aufkommen wie “Ich kann ja nicht mehr zu meiner Mutter gehen. Es ist ja meine Mutter.” Na und? Es ist egal, ob das deine Mutter ist oder deine Freunde oder eine Nachbarin, wenn du das Gefühl hast, du kommst mit dieser Person nicht klar oder du willst das auch nicht zum Lernen nehmen, weil du einfach gerade andere Sachen im Fokus hast. Dann hast du jedes Recht zu sagen “Mutter, wir sehen uns jetzt für eine Zeit nicht mehr. Ich muss mich auf andere Sachen konzentrieren. Die Auseinandersetzung mit dir strengt mich momentan an.” Nur weil jemand mit dir verwandt ist, heißt es nicht, dass du dich mit ihm auseinandersetzen musst. Ich würde es natürlich empfehlen, weil meiner Erfahrung nach gerade an den Konflikten auch wirklich viel Wachstumspotenzial haftet. Es ist immer leichter, dem Konflikt aus dem Weg zu gehen, als ihn zu lösen. Manche Konflikte lassen sich aber auch nicht lösen. Und da kommt eben dieses “Grenzen setzen” ins Spiel. Zur Erinnerung: Du kannst den anderen Menschen nicht ändern. Er wird sich weiterhin so verhalten, wie er es tut, ob es dir gefällt oder nicht. Die Frage ist nun: Wie reagiere ich darauf? Was mache ich damit? Wie denke ich darüber und was hat das für Auswirkungen? Das kann man wirklich relativ leicht in zum Beispiel Coachings erarbeiten. Natürlich auch selber durch beispielsweise Journaling. Man kann es aufschreiben, man kann es reflektieren. Ich würde wie immer es wirklich sehr vehement empfehlen, das schriftlich auf Papier zu machen oder auf dem Computer, aber es niederzuschreiben und das nicht abstrahiert im Kopf zu machen. Warum reagierst du auf eine bestimmte Aussage so, wie du es tust? Nehmen wir ruhig mal ein Beispiel zur Veranschaulichung: Nehmen wir an, wir sind in einer Beziehung. Beginnen wir mit einer Frau und einem Mann. Und diese Beziehung hat ein Gefälle, obwohl man es wahrscheinlich selber, wenn man in der Beziehung ist, gar nicht so wahrnimmt. Und es ist in diesem Beispiel jetzt mal so, dass der Mann eher eine sozusagen toxische Verhaltensweise an den Tag legt, indem er beispielsweise immer seiner Freundin zu verstehen gibt, dass ihre Entscheidungsfähigkeit sehr mangelhaft ist. Das äußert sich dann zum Beispiel darin, dass die beiden essen sind und egal, was sie zum Essen aussucht, wird von ihm bemängelt. Wenn sie sagt: “Ich glaube, ich nehme heute eine Pizza.” Darauf sagt er: “Damit du noch fetter wirst oder was?” “Oder vielleicht doch lieber einen Salat?” Und dann sagt er: “Dann frisst du den Kühen das Essen weg.” Es gibt also Menschen, die immer einen Spruch auf den Lippen haben. Und dass man das Gefühl bekommt “Okay, egal was ich mache, es ist immer falsch. Egal, welche Entscheidung ich treffe, es war bestimmt die falsche Entscheidung.” Wenn das sehr häufig passiert und wenn man immer das Gefühl hat, es nicht richtig machen zu können. Dann wird man im Laufe der Zeit ein bisschen in seinem Selbstvertrauen erschüttert und traut sich gar nicht mehr so richtig zu, eine richtige Entscheidung zu treffen, weil man dem anderen anscheinend eben glaubt. Angenommen, diese Personen wären jetzt also im Restaurant und sie möchte gerne Pizza essen, weil sie jetzt Lust auf Pizza hat und sagt “Ach, ich glaube, ich nehme heute Salami Pizza.” Und er sagt beispielsweise den Spruch “Damit du noch dicker wirst oder was?” Ist das toxisch? Das muss jeder für sich entscheiden. Und da kommt es schon drauf an. Die einen empfinden das als toxisch und die anderen nicht. Weil “toxisch” keine klare Definition in diesem Fall hat. Er sagt das und es kommt darauf an, wie sie das nun interpretiert. Was hat sie für Möglichkeiten? Sie kann das als wahr annehmen. Im UMGANGsprinzip könnte sie bei folgendes eintragen: U (Umstand): Er sagt: “Damit du noch dicker wirst.” G (Gedanke): Ich glaube, er hat recht, oder? Stimmt. Ich möchte nicht noch dicker werden, oder er mag mich nicht oder ich muss mich verändern, damit er mich weiterhin mag. Also da sind ja ganz viele Gedanken hinter. Da wird auch mit dieser Angst gespielt. Wenn ich dick werde, dann was? Was ist das Problem? Anscheinend hängt da etwas bei dem Mann dran. Und ich meine, man möchte natürlich seinem Partner gefallen, gar keine Frage. Aber die Interpretation dieses Satzes ist eben ausschlaggebend. Was bedeutet der Satz für mich? Nehmen wir mal an, die Frau hört “Damit du noch dicker wirst oder was?” Und interpretiert daraus “Wenn ich dick werde, verlässt er mich.” Das ist ja eine Interpretation. Oder “Wenn ich jetzt Pizza esse, verlässt er mich.” Das könnte ein Gefühl der Abhängigkeit auslösen. Würde es zumindest bei mir. Was tue ich, wenn ich mich von dem anderen und seiner Zuneigung abhängig fühle? Dann versuche ich doch alles zu tun, dass er mich weiterhin mag. Ich gebe also in dem Fall meine Macht ab und versuche so zu entscheiden, dass er es gut findet, damit er mich bloß nicht verlässt, damit ich ihm bloß gefalle, damit alles nach seiner Nase tanzt. Und dann frage ich ihn meinetwegen, was ich denn seiner Meinung nach bestellen soll. Und das, was er dann vorschlägt, nehme ich dann, damit er hoffentlich zufrieden ist. Was habe ich dann gemacht? Ich habe nicht auf das gehört, was ich gerne möchte, sondern habe einen Satz von meinem Gegenüber destruktiv interpretiert. Ich habe mich von ihm abhängig gemacht, indem ich darüber denke, wenn ich dick werde, verlässt er mich oder so etwas in der Richtung. Ich habe dadurch also – Achtung! – meine eigene Integrität verlassen. Ich habe mich selbst mit dieser Denkweise verlassen. Ich war nicht loyal zu mir selbst, denn ich wollte eigentlich was anderes. Ich wollte Pizza und habe mich dann nur umentschieden, um dem anderen möglichst zu signalisieren, dass er die Macht hat und ich abhängig von ihm bin. Ich habe mich abhängig gemacht, weil ich denke, dass ich abhängig bin. Und das ist ja der Teufelskreis: Wenn ich denke, dass ich von dem anderen abhängig bin, dann werde ich immer wieder Dinge tun, die mir genau das ja auch bestätigen. Also ich glaube, dass sich einige von euch in dieser Sichtweise auch wiederfinden können oder solche Situationen vielleicht auch schon erlebt haben. Wie kann ich nun eine Veränderung herbeiführen? Ich wiederhole noch mal: Wir können nicht verändern, dass dieser Mann diesen Satz sagt. Er ist einfach so. Er wird ständig solche Sprüche machen. Wie kann ich nun anders darüber denken, dass ich dann auch mich anders fühle und mich vielleicht anders verhalte? Ich weiß, dass es sehr schwierig ist, wenn man in dieser Denkweise von Abhängigkeit zum Beispiel drin ist. Dann alternative Gedanken zu finden, weil so viel Angst auch in diesem ganzen Thema herrscht. Oft hilft es, wenn man sich fragt “Wie würde XY denn darüber denken?” Also wenn du eine Freundin hast, die sehr selbstbewusst ist, die gut und sicher und souverän Grenzen setzen kann. Frage dich, wie diese Person in der gleichen Situation darüber denken würde und dann spielt man das gedanklich mal durch. Wir sitzen wieder im Restaurant. Ich bin jetzt aber eine souveräne Person, die Grenzen setzt, und das ist jetzt mein Freund. Wiek önnte man anders darüber denken? Eine Person, die souverän Grenzen setzt, würde vielleicht dann so etwas denken wie “Was erlaubt er sich eigentlich? Wie redet der eigentlich mit mir? Was fällt ihm eigentlich ein?” Oder vielleicht würde die Person das auch witzig finden und sagen “Ja, wäre doch witzig.” Oder vielleicht würde die Person auch sagen “Was mischt er sich jetzt überhaupt hier ein? Was hat meine Körperfülle mit meiner Essenswahl zu tun?” Ich meine, natürlich kann man dicker werden, wenn man Pizza isst. Aber was ist das Problem dabei? Erstens eine Pizza macht das ja sowieso nicht, dass man gleich dick wird. Und davon abgesehen wo ist das Problem? Ich verstehe das Problem nicht. In einer Beziehung, in der diese Person ist, würde es gar nicht zur Debatte stehen, dass eine Veränderung ihrer Figur eine negative Konsequenz auf die Beziehung hätte. Wenn ich in einer Beziehung auf Augenhöhe bin, wo man sich einander respektiert und wo ich ein gutes Selbstvertrauen in mich selbst habe und gut Grenzen setzen kann, dann habe ich niemals Angst, verlassen zu werden, nur weil ich dick werde. Also da ist ein Grundvertrauen da, dass der andere mich selbstverständlich weiterhin lieben wird, auch wenn ich 10, 20, 30 Kilo mehr wiege. Diese Grundangst von Situation A ist gar nicht da, weil dieser Gedanke, dieser Zusammenhang überhaupt nicht entsteht. “Wenn ich dick werde, werde ich verlassen. So ein Quatsch.” Ich weiß, dass es viele denken, aber in meiner Denkweise ist das so ein Quatsch. Ich denke über diese Aussage dann so ein Quatsch. In so einer Beziehung bin ich nicht drin und will ich auch nicht reingehen. Das würde ich nicht zulassen wollen. Ich bin ein Mensch, der eine solche Beziehung auf dieser Grundlage nicht zulassen wollen würde, und dementsprechend Konsequenzen ziehen würde. Wie könnte das aussehen? Diese Frau, die also souverän ist, könnte dann sagen “Ja, dann werde ich halt dick. Lass mich doch trotzdem.” Dann fühlt sie sich souveräner. Ihre Denkweise würde im UMGANGsprinzip so aussehen: U (Umstand): Der Mann sagt: “Damit du noch dicker wirst oder was?” Der Umstand bleibt immer gleich. Aber die Interpretation ändert sich. Ich interpretiere zum Beispiel: “Das war ein Witz.” Je nachdem, wie ich die Person so einschätzen kann, kann das ein Witz gewesen sein. Oder wenn er das ernst meint, wäre eine Interpretationsmöglichkeit so etwas wie: “Macht ja nichts. Wenn ich dick werde, kann ich das ja auch jederzeit wieder rückgängig machen.” Das gibt mir das Gefühl von Souveränität oder Selbstvertrauen. Und dann kann ich aus einer ganz anderen Haltung heraus reagieren. Entweder sage ich dann “Kein Problem” oder ich setze eine Grenze. Eine Grenze setzen geht wie folgt: Ich sage meinem Gegenüber die Konsequenz, die ich persönlich tun werde, wenn der andere sich so und so verhält. In einer Beziehung könnte das zum Beispiel sein: “Hör mal zu, Schatz. Immer, wenn ich mir etwas im Restaurant aussuche, machst du das schlecht. Wenn du dich negativ über meine Essenswahl äußerst, werde ich nicht mehr mit dir essen gehen.” Und dann kann der andere entscheiden, wie er darauf nun mal wieder reagieren will. Er kann dann sagen “Oh, Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass es so bei dir ankommt. Ich wollte nur einen Witz machen.” Oder er kann halt auch sagen “Stell dich nicht so an. Was hast du eigentlich? Immer? Musst du alles gleich so aufblasen?” Und das quasi nicht annehmen. Und dann liegt es an dir, die Konsequenz auch durchzuziehen. Dann kannst du sagen: “Okay, anscheinend glaubst du mir nicht oder es ist dir egal. Ich meine das ernst. Es ist mir wichtig, dass ich meine Essensauswahl hier ohne Kritik treffen kann. Und ich gebe dir noch eine Chance. Ich werde Pizza nehmen. Und wenn du was Negatives drüber sagst, gehe ich.” Und dann muss man aber auch gehen, wenn der andere sich dann negativ äußert. Das ist das Wichtigste so wie in der Kindererziehung auch. Konsequent zu sagen: “Wenn du das tust, werde ich das tun.” Das ist dann keine Drohung. Eine Drohung ist ja eher etwas, was mich über den anderen erhebt, wo ich mit Gewalt etwas durchzusetzen versuche. Das ist nicht gemeint. Eine Konsequenz ist ein Verhalten von mir persönlich angekündigt, wo der andere die Entscheidungsfreiheit hat, sich dafür oder dagegen zu entscheiden, für die Konsequenz oder gegen die Konsequenz. Ich kann auf der Autobahn spazieren gehen. Ich weiß, was die Konsequenzen sind. Ich kann mich dafür oder dagegen entscheiden. Das ist keine Androhung. Das Gesetz droht mir nicht an, dass ich dann verhaftet werde, sondern ich kann entscheiden, ob ich die Konsequenz in Kauf nehmen möchte. Und das funktioniert dann im Austausch auf Augenhöhe. Das ist, vereinfacht gesagt, eine mögliche Herangehensweise in Beziehungen, die man selbst als etwas toxisch bzw. destruktiv empfindet. Es kommt wirklich hauptsächlich darauf an, wie du das interpretierst bzw. es empfindest. Und da muss man wirklich auch ehrlich zu sich sein. Wir neigen leider oft dazu, in Beziehungen, wo Liebe mit drin ist, uns das schönzureden. So in diesem Sinne von “Er meint das nicht so. Das kann ja mal passieren, oder? Normalerweise ist er ja ganz nett.” Bleiben wir da wirklich ehrlich und frage dich wirklich: Wenn ich jetzt frei entscheiden kann –denn du entscheidest dich ja jeden Tag wieder neu für diese Beziehung – möchte ich wirklich diese Beziehung führen? Egal ob das eine Liebesbeziehung oder eine Mutter-Kind-Beziehung, etc. ist. Möchte ich mich immer damit auseinandersetzen? Möchte ich jeden Tag 27 Konsequenzen ziehen müssen, weil der andere meine Regeln nicht respektieren will? Wenn ja, kein Problem. Dann gibt es aber auch kein Problem. Dann gibt es einfach nur Tage voller Konsequenzen. Und das ist so. Und wenn du damit glücklich bist und wenn du das Gefühl hast, dass es dich weiterbringt und dass es das ist, was du willst, dann hat da auch niemand reinzureden. Wenn du aber etwas anderes möchtest, wenn du nicht zum Beispiel ständig diskutieren möchtest oder wenn du das Gefühl hast “Ich fühle mich nicht wertgeschätzt” zum Beispiel und du in den Gesprächen nicht auf den grünen Zweig kommst, dann kannst du die Entscheidung treffen, zu sagen: “Das möchte ich nicht mehr. Ich gehe jetzt nicht, weil ich vor Konflikten flüchte, sondern weil ich merke, als souveräne Person würde ich diese Beziehung nicht führen. Mein Zukunfts-Ich, das dann sehr souverän, selbstbewusst und grenzensetzend ist, würde das nicht mit sich machen lassen. Das ist ein Indikator, der einem helfen kann, eine richtige Entscheidung zu treffen. Also zusammengefasst: Toxische Beziehungen per se gibt es eigentlich so nicht, behaupte ich. Es gibt Menschen, die verhalten sich nicht so, wie wir uns das wünschen. Es gibt Menschen, die sich so verhalten, dass die Mehrheit von uns das als negativ oder manipulierend empfindet. Aber so, wie ich das interpretiere, ist das meine Meinung. Für den einen ist das ein Witz, für die anderen ist es eine Beleidigung, für die Dritten ist das völlig egal. Wichtig ist, dass du dir darüber klar bist, wie du das empfindest, was deine Werte sind, was du dir wünschst und ob du dich so verhältst und so fühlst, wie du dich fühlen möchtest. Und dazu gehört übrigens auch die Erkenntnis, dass man sich in einer Beziehung nicht immer zu 100 % harmonisch fühlen sollte, weil dann Wachstum ausgeschlossen ist. Man möchte ja auch aneinander wachsen. Etwas Reibung sollte immer da sein, aber eben auf eine Art und Weise, die nicht mein Selbstvertrauen oder meine Entscheidungsfähigkeit zerstört, die nicht mein Selbstbewusstsein angreift, sondern die inspirierend ist, die mich wachsen und nicht schrumpfen lässt. Wenn du dich also fragst, ob deine Beziehung gerade toxisch ist, dann überlege dir selbst, ob du das Gefühl hast, zu wachsen oder zu schrumpfen in dieser Beziehung. Und finde Gründe für das eine oder andere. Warum hast du das Gefühl, zum Beispiel unsicherer zu sein als vorher, als vor ein paar Monaten? Oder warum hast du das Gefühl, gewachsen zu sein? Worin bist du gewachsen? Ist es das, was du willst? Willst du diese Beziehung aufrechterhalten? Willst du daran arbeiten? Willst du auch an deinen Gedanken arbeiten? Und willst du daran arbeiten, Konsequenzen zu setzen? Wenn ja: go for it. Wenn nicht, ziehe deine Konsequenz für dich selbst. Ich wünsche dir viel Kraft bei der Entscheidung und bei dem Weg und freue mich immer auf den Austausch mit euch. Macht es gut. Bis bald. Auf Wiedersehen.

(Podcast) Es gibt keine toxische Beziehungen

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