Wenn man sich mit dem Thema “Manifestierung”, Persönlichkeitsentwicklung, Selbsthilfe etc. mal befasst, dann trifft man relativ schnell auf den Begriff der “Glaubenssätze”.
Interessanterweise gibt es ja auch in der Religion so genannte “Glaubensartikel”, das sind auch Glaubenssätze, für die man sich aktiv entscheidet. Die Frage, was du glauben möchtest, schwingt meiner Meinung nach beim Ausüben des eigenen Glaubens immer mit. Ich finde es erstaunlich, dass es eine ganz große Parallele zwischen Religion und dem “normalen Leben” gibt.
Auch in unserem Leben haben wir viele Glaubenssätze.
Glaubenssätze sind nichts weiter als Gedanken, die in unserem Kopf sind. Je häufiger man einen bestimmten Gedanken denkt, desto mehr glaubt man ihn. Und je mehr man es glaubt, desto eher verfestigt er sich zu einer echten Überzeugung, die man als wahr empfindet.
Glaubenssätze werden ganz ganz oft im Kindesalter etabliert, und zwar in der Regel unbewusst. Unsere Eltern haben uns beigebracht, was im Leben wichtig ist. Diese Ansichten haben wir als Kinder für die einzige Wahrheit gehalten. Viele davon hinterfragen wir im Laufe des Älterwerdens, aber viele sind auch so tief in uns verwurzelt, dass wir sie als Teil unserer Identität verstehen.
Ein Beispiel hierzu:
Wie war das bei dir als Kind, als du im Kindergartenalter warst: Wie durftest du mit
Essen umgehen?
Durftest du mit Essen spielen?
Durftest du mit den Fingern essen?
Durftest du Essen auf den Boden werfen?
Musstest du deinen Teller leer essen?
Musstest du “essen, was auf den Tisch kommt”?
Bestimmt kennst du Sätze wie “Iss deinen Teller auf, sonst scheint morgen nicht die Sonne” oder “Iss deinen Teller auf, die armen Kinder in Afrika verhungern und wären froh über die Reste auf deinem Teller.”
Das sind Sätze, die für uns als Kinder beim ersten Hören neu sind. Da wir unseren Eltern als Kindern vertrauen und sie uns sagen, wie die Welt funktioniert, halten wir diese Aussagen für vollkommen wahr. Je öfter wir diese Regel hören, desto tiefer verfestigt sie sich in unserem Unterbewusstsein.
Ich sage nicht, dass alles falsch ist, was dir als Kind beigebracht wurde und auch nicht, dass diese oben genannten Regeln schädlich sind. Wichtig ist, sie einmal zu hinterfragen und dann zu entscheiden, ob du sie für dich übernehmen möchtest.
Glaubenssätze werden dann ein Problem, wenn sie sich als hinderlich für deine innere Weiterentwicklung herausstellen.
Nehmen wir an, du bist 14 Jahre alt und findest dich zu dick. Am liebsten würdest du einfach aufhören zu essen, wenn du satt bist, aber deine Eltern bestehen darauf, dass du “den Teller aufisst”. Das bedeutet, du isst ständig mehr, als du willst. Dein Gefühl für deinen Körper verbessert sich nicht, weil du seine Signale
jeden Tag mindestens drei Mal überhörst. Du fängst vielleicht an, dich selbst abzulehnen, weil du “zu dick” bist (was nicht heißt, dass du in echt Übergewicht hast).
Du entwickelst vielleicht so eine Art Aversion gegenüber Essen. Du steigerst dich immer weiter hinein und hast ständig diesen inneren Konflikt: soll ich aufhören, weil ich satt bin, oder aufessen, weil das von mir erwartet wird?
Da die allermeisten Kinder lieber ihren Eltern gefallen, als auf ihre Körpersignale zu hören, wirst du weiteressen, daraufhin weiter zunehmen, zunehmend verlernen, wie sich “satt” anfühlt und die Abwärtsspirale nimmt ihren Lauf.
Mit Geld ist es genau das Gleiche.
Vielleicht hast du gelernt, dass man für viel Geld hart arbeiten muss. Diesen Glaubenssatz verinnerlichst du als Kind, sodass du ihn irgendwann als Fakt ansiehst. Wenn du diese Überzeugung niemals hinterfragst, besteht die Gefahr, dass du in einem Job landest, der dir keinen Spaß macht, aber da du “ja irgendwie Geld verdienen musst”, bleibst du und rackerst dich ab, denn du bist ja der Überzeugung, dass du für dein Geld hart arbeiten musst.
Dabei meinten es deine Eltern nur gut. Sie wollten dich auf das Leben vorbereiten und bestmöglich ausrüsten. Vorwürfe sind hier fehl am Platz, denn sie wussten es in der Regel ja nicht besser (vorsätzliche Fehlleitungen durch Elternteile klammere ich hier aus, die sind die absolute Ausnahme).
Glaubenssätze haben wir zu allen Dingen, ob es nun deinen Job betrifft, deine Beziehung, den Blick auf dich selbst, Geld, Freundschaft, Corona und so weiter.
Lerne den Unterschied zwischen Fakten und Meinungen kennen
Es gibt erstaunlich wenige wahre Fakten in der Welt. Meistens haben wir es mit Meinungen zu tun.
Fakten sind Dinge, die sich einerseits nicht ändern lassen und denen andererseits alle Menschen auf der Erde zustimmen.
Ein wahrer Fakt wäre so etwas wie “Du kannst nur eine begrenzte Anzahl an Tagen ohne zu trinken auskommen.” Jeder Mensch muss es als wahr annehmen, dass er stirbt, wenn er nicht ausreichend Flüssigkeit erhält.
Alles andere, was mit Trinken zu tun hat, ist in der Regel eine Meinung. Sowas wie “Wasser ist ungefährlich” zum Beispiel. Das ist eine Meinung. Wasser zu trinken ist vielleicht gut für die meisten Menschen, aber ich denke da an meine Oma, die eine Zeit lang sehr aufpassen musste, wie viel Wasser sie trinkt, da zu viel Wasser zu gesundheitlichen Beschwerden geführt hätten.
Du siehst also, dass selbst eine Aussage wie “Wasser ist ungefährlich” kein unumstößlicher Fakt ist. Wasser kann lebensbedrohlich werden.
Das UMGANGsprinzip
Im (Selbst-)Coaching oder in deiner Persönlichkeitsentwicklung geht es dann um die Frage, was für Glaubenssätze über ein bestimmtes Thema bei dir vorherrschen.
Dafür habe ich – hatte ich ja schon öfter mal erzählt – auf Grundlage eines Modells von Brooke Castillo das UMGANGsprinzip entwickelt, weil man da sehr nüchtern und sehr logisch herausfinden kann, was für Gedanken man eigentlich worüber hat und was sie auslösen.
Eine Anleitung fürs Umgangsprinzip habe ich in Arbeit, das würde mich sehr gerne auch mit euch teilen (werde ich wahrscheinlich übernächste Woche machen).
Wenn du magst, gehe schon jetzt sehr aufmerksam durch die nächsten Tage. Hinterfrage mal deine Meinungen zu gewissen Dingen.
Wenn du (kleine) Kinder hast, ist es noch einfacher: Immer, wenn du mit den Kindern sprichst, frage dich, warum du zu diesem oder jenem “Ja” oder “Nein” sagst.
Warum soll dein Kind seinen Teller leer essen? Erkläre es. Oder, wenn es Essen liegen lassen darf, frage dich: Warum habe ich kein Problem damit, Essen wegzuwerfen? Möchte ich diese Meinung behalten?
Ich wünsche dir viele Erkenntnisse. Wenn du eine Frage hast, schreibe mir sehr gerne! Ich freue mich, dir mit ein paar Gegenfragen zu helfen, deine Glaubenssätze zu hinterfragen.