(Podcast) Frieden fängt im Kleinen an

017 – WELTGEBETSTAG FÜR DEN FRIEDEN – Transkript Hallo meine Liebe, hier ist wieder Annika Bühnemann von frei&wunderbar, deinem Podcast für mehr Glauben, mehr Geld und mehr Leben. Ich hatte heute eigentlich ein anderes Thema geplant und dann habe ich gesehen, dass heute der 21. September ist. Der 21. September ist seit einigen Jahren der Weltfriedenstag oder der Weltgebetstag für den Frieden, wie es auch heißt. Und das hat mich jetzt dazu inspiriert, heute das Thema Frieden aufzunehmen, denn Frieden und Geld haben ja auch miteinander zu tun. Ich glaube, es ist schwierig, in so einer Podcast-Folge auf alle möglichen weltweiten Konflikte einzugehen und wirklich herauszufinden, warum es einzelne Kriege gibt und was dahintersteckt. Aber ich möchte trotzdem mal anfangen mit diesem großen Ganzen und dann auf uns selbst zu sprechen kommen. Ich habe mich in der Vorbereitung auf diese Podcast-Folge gefragt: Warum entstehen denn eigentlich Kriege? Erst habe ich selbst überlegt und dann habe ich ein bisschen recherchiert, was andere Leute für Theorien haben, damit ich mich nicht nur auf meine eigenen Ideen verlasse, sondern es gibt ja Friedensforschungseinrichtungen. Zuerst habe ich mir überlegt, warum wir tun, was wir tun (siehe dazu auch Podcast-Folge 7). Dort habe ich schon erzählt, dass alle unsere Handlungen, alles, was wir tun, teilweise auch unsere Entscheidungen, in der Regel von Gefühlen geleitet werden. Das heißt, wir tun etwas, wir handeln aus einem bestimmten Gefühl heraus und um ein bestimmtes Gefühl zu haben. Vielleicht gebe ich für etwas Geld aus, weil ich die Überzeugung habe, dass wenn ich mir diesen Computer kaufe, ich damit besser arbeiten kann, dass er schneller funktioniert, dass ich damit Zeit spare, wenn ich das neueste Modell habe. Oder wenn ich diese Schuhe oder diese Tasche oder diesen Mantel kaufe, dann fühle ich mich besser. Dann habe ich das Gefühl, dass ich mehr wert bin. Also ich habe das Gefühl, dass ich mehr wert bin, wenn ich jetzt diesen teuren Mantel trage. Das kann man ja immer aufdröseln. Manches davon sind Gefühle, manches davon sind Gedanken, das gehört ja auch zusammen. Jedenfalls agieren wir aus Gefühlen heraus und weil wir glauben, dass bestimmte Gefühle ausgelöst werden, wenn wir dieses und jenes haben. Sowas wie: Wenn ich erstmal schlank bin, dann werde ich mich gut fühlen in meinem Körper. Wenn ich erstmal reich bin, dann werde ich das Gefühl haben, etwas wert zu sein. Oder dann kann ich das und das machen. Ich werde jetzt nicht weiter darauf eingehen, was noch alles dahinter steckt und wie da verschiedene Glaubenssätze aktiv werden. Aber ich habe das Ganze auch mal gedanklich auf Krieg übertragen, weil ich mir dachte, wenn Machthaber Krieg anzetteln, also in Ländern einfallen zum Beispiel oder jemanden den Krieg erklären, dann passiert das natürlich auch aus einer gewissen Absicht heraus. Meistens haben sie ja nicht einfach nur Freude an der Schlacht, sondern sie wollen etwas erreichen. Was wollen sie erreichen? Zum Beispiel kann es sein, dass sie Territorialansprüche haben und sagen, dieses Stück Land gehört mir. Oder es geht um Bodenschätze, die anderen Ländern weggenommen werden. Also man fährt in ein anderes Land, weil es dort viel Reichtum gibt und dann nimmt man das einfach, weil man stärker ist. Ist nicht besonders christlich natürlich. Von den Kreuzzügen will ich mal gar nicht sprechen. Wenn wir davon anfangen, ist völlig klar, dass das nicht bibelbasiert sein kann, jemanden den Kopf abzuschlagen oder ihm anzudrohen, das zu tun, wenn er nicht konvertiert. Wir Menschen haben die Möglichkeit, die Welt auf zweierlei Art zu sehen. Entweder wir blicken auf die Welt mit den Augen der Fülle und Liebe oder wir blicken auf die Welt mit den Augen des Mangels und der Gier. Diese beiden Sachen gehören für mich zusammen und bedingen einander. Ich kann also auf mein Nachbarland gucken als Machthaber und kann sagen, die haben tolle Bodenschätze, die will ich auch haben und das Land gehörte uns ja früher auch mal. Wir holen uns das einfach zurück. Wir holen unser Eigentum zurück. Dann wird ein Narrativ aufgebaut: Wir holen uns unser Eigentum zurück. Wir befreien die armen Menschen, die eigentlich zu uns gehören und infiltriert worden sind. Man versucht eine Rechtfertigung zu finden. Auch sich selbst gegenüber sicherlich. Was einen aber antreibt ist eigentlich zum Beispiel Gier oder eben dieses Mangeldenken nach dem Motto: Mein Land ist nicht groß genug, ich muss noch mehr Fläche haben, mein Land muss größer werden. Wir haben nicht genug Platz, wenn ich da jetzt zum Beispiel an das Dritte Reich denke, wo gesagt wurde nach dem Motto: Wir brauchen mehr Platz, um unsere großartige Rasse zu vermehren, dann wurde eben in andere Länder eingefallen. Denn jeder glaubt, und das leihe ich mir mal aus dem Schreibhandwerk: Wenn wir Bösewichte entwickeln, also Antagonisten, Menschen oder Figuren oder Wesen, die der Hauptfigur in den Weg grätschen, dann achte ich immer darauf, dass klar ist, warum dieser Bösewicht glaubt, dass er das Richtige tut. Und das sehen wir ja in der Welt auch immer wieder. Jeder „Bösewicht“, das sind ja die, die wir als Bösewichte deklarieren, denkt, dass er der Gute ist, dass er der Held der Geschichte ist, dass er aus richtigen Motiven handelt, das Richtige tut, nur das Beste im Sinn hat. Und die allerwenigsten sind ja von Grund auf bösartig und haben Spaß daran, Menschen zu ermorden zum Beispiel oder Kriege zu führen. Es gibt sicherlich auch einen ganz kleinen Teil, wo das zutrifft, aber die meisten agieren aus einer Motivation heraus, die sie für gut und richtig halten. Sonst gibt es ja keine Konflikte. Das lässt sich auf alle Konflikte und Streitereien beziehen und bestimmt kennst du das auch aus deiner eigenen Umgebung. Wenn es Streitereien gibt, wenn es eine Diskussion gibt, dann meint jeder, dass er im Recht ist oder jeder meint, dass es gut wäre, wenn jeder so denken würde wie er, dann hätten wir alle kein Problem. Das gleiche, wie wir das eigentlich so aus der Arbeit oder aus der Familie kennen, ist es auf großer Ebene bei den Ländern auch. „Die Länder“, das ist ja abstrakt zu verstehen, finde ich. Länder werden ja von Menschen, Regierungsapparaten und Staatssystemen regiert. Diese Staatssysteme werden von Menschen gestaltet und diese Menschen werden getrieben von ihren eigenen Gedanken, von ihren Überzeugungen und natürlich auch von ihren Gefühlen. Und je nachdem, wie das System aufgebaut ist, kann sich das entweder ausbalancieren oder jemand hat mehr Macht als andere. Das kommt immer darauf an, wie das Staatssystem aufgebaut ist. Wir wissen, glaube ich, aus der Erfahrung heraus, dass in Staaten, wo zum Beispiel Diktatur herrscht, es sicherlich einfacher ist, im Alleingang Sachen zu entscheiden „für das Volk“, als das bei einer Demokratie wäre. Bei einer Demokratie hat man eher die Möglichkeit einzulenken und man diskutiert häufig mehr über die verschiedenen Gedanken, die da herrschen. Aber auch da, es ist ja nicht so, dass es in einer Demokratie nicht möglich wäre, sich für einen Krieg zu entscheiden. Also, warum diese lange Einleitung? Wir haben heute einen Tag, an dem wir ganz besonders für den Frieden in der Welt wieder beten möchten. Wir werden auch nachher zusammen ein kleines Friedensgebet sprechen, wenn du möchtest. Ich finde es aber ebenso interessant zu überlegen: Warum ist das überhaupt notwendig? Wenn wir alle es schaffen könnten, friedfertig zu sein, hätten wir gar keinen Grund mehr, für den Frieden zu beten. Natürlich würden wir es wahrscheinlich trotzdem tun, aber wir würden dann eher noch mehr dafür danken, dass es Frieden gibt und weniger sehen, wo es noch keinen Frieden gibt. Wenn überall Frieden wäre, wären wir einfach nur dankbar dafür, dass es dem so ist. Da wir aber nicht überall Frieden haben, sehen wir da also auch einen gewissen Mangel. Also auch hier gilt dieses Mangel- und Fülle-Denken. Ich habe gelesen, es gibt aktuell 28 Kriege weltweit und natürlich weitere Auseinandersetzungen, die nicht unter die Begrifflichkeit „Krieg“ fallen, sondern so etwas wie „Unruhen“ oder „Aufstände“. Wir überlegen uns aber selten, wo überall Frieden herrscht, wo überall kein Krieg ist. Häufig ist es ja so, dass man erst Dinge wahrnimmt, wenn man sie nicht mehr hat. Das kennst du bestimmt auch. Ich finde, bei Gesundheit sieht man das immer sofort. Man nimmt Gesundheit immer als selbstverständlich hin und selbstverständlich bin ich gesund, außer wenn man dann immer krank ist. Wenn man ausgeknockt wird auf unterschiedlichste Weise. Das kann ein Schnupfen sein, das kann aber auch wirklich eine schlimme Krankheit zum Beispiel sein. Erst dann wird einem häufig bewusst, was man hatte. Das kennst du vielleicht auch aus Beziehungen. Manchmal ist es so, dass man einfach so in seiner Beziehung ist oder in seinen Familienverhältnissen und erst wenn das auseinanderbricht, sieht man, was man gehabt hat, und dann ist es häufig zu spät. Das ist also ein Grund mehr, so etwas wie Achtsamkeit walten zu lassen, dankbar zu sein für das, was man hat und sich auch mal zu überlegen, wofür man denn dankbar ist. Ich werde in einer weiteren Podcast-Folge noch auf Dankbarkeit ganz in die Tiefe eingehen. Aber eben auch sich zu überlegen: Wo habe ich überall schon Frieden? Wo haben wir auch Frieden in der Welt? Warum klappt das da? Warum klappt das woanders nicht? Was sind die Unterschiede? Was kann ich vielleicht auch tun, um für mehr Frieden beizutragen? Natürlich ist es nicht so leicht, in aktuelle Konflikte einzugreifen. Wir können unterstützend tätig werden, das schon. Da muss man natürlich abwägen, möchte ich eine Kriegsseite unterstützen, wenn ja warum? Auch da gerne hinterfragen: Was für ein Gefühl gibt mir das, wenn ich Geld für eine Organisation spende? Warum habe ich vielleicht ein gutes Gefühl, wenn ich Geld für eine Hilfsorganisation spende, die in Kriegsgebieten Erstversorgung leistet. Warum gibt mir das ein gutes Gefühl? Wofür spende ich? Wofür spende ich nicht? Was finde ich gut, was unterstütze ich aus welchen Motiven? Das finde ich ganz interessant, da auch sich echt mal hinterfragen: Warum bin ich eigentlich auf der Seite von Land X oder warum bin ich auf der Seite von Land Y und auf was für Informationen basiert meine Meinung und meine Überzeugungen? Das nur mal so in den Raum gestellt. Ich finde es einfach spannend, sich mit seiner eigenen Meinung auseinanderzusetzen, um herauszufinden, woher das eigentlich kommt. Zurück zum Thema Frieden: In der Bibel gibt es einige Stellen über den Frieden, unter anderem zum Beispiel in der Bergpredigt oder Feldpredigt, wo Jesus sagt: „Selig sind, die den Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ „Frieden stiften“ heißt ja im Grunde „Frieden in die Welt bringen“, also zu Frieden anregen. Frieden stiften ist etwas sehr Aktives. Natürlich auf der einen Seite kann es Frieden stiften, wenn ich mich einfach mal zurückhalte und zum Beispiel in einer Diskussion nicht auf mein Recht poche. Frieden stiften kann aber auch wirklich heißen, dass ich in die Welt rausgehe und mir überlege: Wo kann ich Frieden bringen? Was kann ich aktiv tun, um Frieden zu stiften? Wo kann ich entweder mit Geld helfen, wo kann ich aber auch mit Manpower/Womanpower helfen, um zum Frieden beizutragen? Wem muss ich vielleicht vergeben, um Frieden wieder herzustellen? Auch ein großes Thema, wo ich dann in einer Podcastfolge mit der Dankbarkeit auch darauf eingehen werde. Wo habe ich vielleicht für Unfrieden gesorgt und kann ich das irgendwie wieder gut machen? Muss ich vielleicht auch mal von meiner Meinung abrücken? Muss ich vielleicht helfen, die andere Meinung besser zu sehen? Kann ich vielleicht hinterfragen, warum der andere denkt, dass er im Recht ist, statt gleich zu sagen, ich habe Recht und du hast Unrecht? Es gibt so viele Möglichkeiten, wie wir selbst schon für uns in unserem kleinen Leben für Frieden sorgen können, wo wir nicht in die Konflikte der Welt unbedingt eingreifen können, aber das ist keine Berechtigung, um die Hände in den Schoß zu legen. Wir wollen, wenn wir gläubig sind, ja näher zu Gott kommen. Eine unserer Aufgabe in diesem Leben ist es ja, wahre Gotteskinder zu werden. Also du als Tochter Gottes sollst in diese Rolle der Königstochter im Laufe deines Lebens reinwachsen. Das ist zumindest meine Auffassung. Du sollst lernen, die Königstochter, ich bleibe mal bei dem Begriff, die Königstochter zu werden, die in dir angelegt ist, die Gott in dir sieht. Und als Königstochter oder als Gottes Tochter bist du Friedensstifterin, sagt Jesus. „Selig sind die den Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Im Matthäus-Evangelium steht das unter anderem. Ich habe in der Vorbereitung gesehen, dass es auch eine andere Stelle gibt, wo es ums Friedenstiften geht, und zwar ist das im Alten Testament in Sacharja 8, Vers 16: „Haltet euch jedoch an das, was ich von euch erwarte. Sagt einander die Wahrheit, fällt im Gericht Urteile, die gerecht sind und Frieden stiften.“ Das fand ich total interessant, weil dort im Grunde nicht negiert wird, dass es Konflikte gibt, sondern hier steht, fällt im Gericht Urteile, die gerecht sind und die Frieden bringen. Ist das nicht spannend? Das heißt nicht, streitet nicht mehr, denn ein Streit entsteht ja aufgrund von verschiedenen Überzeugungen, ein Streit im Sinne von einer Diskussion. Wir Menschen sind nun einmal sehr verschieden, wir haben verschiedene Ansichten, verschiedene Meinungen und obwohl wir alle selbstverständlich gleichwertig sind, leben wir doch unsere unterschiedlichen Leben und haben verschiedene Meinungen. Diese Meinungen können mal kollidieren und ich finde es spannend, dass einfach hier in dieser Sacharja-Stelle nicht davon ausgegangen wird, dass wo Frieden herrscht, es keine Konflikte gibt, sondern dass gerechte Urteile gefällt werden, die damit dann Frieden stiften. Das ist natürlich eine schwierige Geschichte, finde ich. Wenn ich mir überlege, dass ich so einen Konflikt habe und den versuche, so zu schlichten, dass auf beiden Seiten Frieden entsteht, da gehört ganz schön was dazu. Da gehört viel Selbsterkenntnis mit dazu, da gehört viel Liebe dazu und Güte und Toleranz und Offenheit, Barmherzigkeit, Freude. Das ist die Frucht des Heiligen Geistes, steht im Galata-Brief: „Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Nachsicht und Selbstbeherrschung.“ Das ist auch aus der „Hoffnung“ für alle Übersetzung entnommen. Und interessanterweise steht im Galata-Brief vorher, das ist eigentlich auch ganz spannend: „Gebt ihr eurer alten menschlichen Natur nach, ist offensichtlich, wohin das führt. Nämlich: zu sexueller Unmoral, einem sittenlosen und ausschweifenden Leben, zu Götzenanbetung, zu abergläubischem Vertrauen, zu Feindseligkeit, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Uneinigkeit, Spaltungen und so weiter. Neid, Trunksucht, Fressgelage und ähnliche Dinge.“ Ich liebe diese Worte aus der Heiligen Schrift. Schön auch bei Luther: „Neid, Saufen, Fressen und dergleichen.“ Das ist sehr plakativ, finde ich. Nach dieser Auslegung neigt der Mensch zu Verschwendung. Auch ein schönes Thema in Bezug auf Geld. Auf Verschwendung, auf das Gegenteil von Maßhalten, auf dieses sehr überschwängliche und das glaube ich ist der Kern, auf Rücksichtslosigkeit. Es ist natürlich schon so, dass wir alle, man sich selbst gern der Nächste ist, oder? Wir haben alle dieses Ego, das sehr nach Überleben schreit. Wenn die Frage ist, ob du stirbst oder ich, zum Beispiel, dann entscheiden sich doch viele Menschen dafür, dass man selbst weiterlebt und der andere stirbt. Wir sind gerade als Christ*innen dazu angehalten, das zu hinterfragen, weil es auch hier natürlich als eine Entscheidungssache auch ist. Das ist sehr einfach ausgedrückt, ist mir klar, aber letztlich können wir uns immer für den Frieden entscheiden. Und ich weiß selbst aus eigener Erfahrung, wie schwierig das ist. Das noch kurz zur Erklärung: Meine Mutter erzählt mir immer, dass ich als Kind viele Wutausbrüche hatte, so richtig mit auf den Boden werfen und anscheinend war ich wohl ein relativ wütendes Kind und ich kann mich auch daran erinnern, dass ich es super schwierig fand, mit meiner Wut umzugehen. Meine Mutter hat mir zwar so ein paar Sachen gesagt, nach dem Motto: Renn ums Haus oder box in ein Kissen, aber das fand ich nicht sehr befriedigend. Mich hat die Wut dann oft so übermannt. Ich habe das dann jahrelang sehr gut unter Kontrolle gehabt, ich habe wenig, wenig Auslöser gehabt, warum ich jetzt richtig wütend hätte werden sollen, aber dann habe ich Kinder bekommen. Diejenigen von euch, die Kinder haben, wissen, wie sehr Kinder einen an die Grenzen bringen können. Ich finde das Verhalten von Kindern manchmal wirklich sehr rücksichtslos, weil sie ja noch gar nicht in ihrem Denken so weit sind, dass sie wissen, was rücksichtsvolles Verhalten wäre. Also als Beispiel: Wenn ich den ganzen Tag lang gearbeitet habe, wenn ich die halbe Nacht nicht geschlafen habe und wenn es mir einfach schlecht geht, dann würde ich von meiner Umwelt erwarten, dass sie Rücksicht nehmen und mich nicht noch weiter triezen. Von meinen Kindern kann ich das nicht erwarten, zumindest nicht, wenn sie so klein sind, weil sie das einfach nicht verstehen. Ich kann ihnen zwar sagen, ich bin müde, bitte schrei nicht so rum, aber das heißt noch lange nicht, dass sie sich daran halten. Ich habe lange damit gehadert und gekämpft, nicht so wütend zu sein, wenn solche Situationen aufkommen. In den letzten Jahren, bin ich ganz oft ausgeflippt, wenn ich am Rande meiner Kapazität angelangt war und bin wirklich richtig wütend geworden und habe rumgeschrien und war überhaupt nicht die Mutter, die ich sein wollte und habe mich gleichzeitig immer gefragt, wie kann ich das ändern, wie kann ich daran arbeiten. Und ich habe einiges ausprobiert und habe viel im Coaching Bereich gemacht, habe mich auch coachen lassen, habe meine Self-Coaching-Methoden angewandt und so weiter. Und mir fehlte immer noch ein Aha-Moment. Und das erzähle ich auch aus dem Grund, erstens, weil ich denke, dass ich nicht die Einzige bin, die damit zu kämpfen hatte. Und zweitens, weil es zeigt, dass diese Gedankenarbeit manchmal sehr langwierig sein kann. Es herrscht manchmal, finde ich, diese Hoffnung, dass ich einfach nur eine Coaching-Session machen muss und dann bin ich von meinem Glaubenssatz weg sozusagen. So ist das aber eben in der Regel nicht. Am Anfang muss man erst einmal achtsam werden und einem überhaupt auffallen, dass man zum Beispiel ständig wütend wird und man das aber eigentlich gar nicht möchte. Dann muss man herausfinden, warum, was dazu führt, dass man so reagiert, wie man nicht reagieren möchte. Das sind in der Regel sehr viele verschiedene Gedanken und Erlebnisse, die zusammenspielen. Es ist meistens nicht so, dass es nur eine Situation gibt, in der es passiert, sondern man versucht den Kerngedanken herauszufinden. Und dann muss man daran arbeiten, den für nicht hilfreich zu halten und sich für etwas anderes zu entscheiden. Und dieses „sich für etwas anderes zu entscheiden“ ist der Knackpunkt. Das ist häufig so schwer. Das ist das gleiche mit Geld. Ich kann mich dazu entscheiden, mehr verdienen zu wollen. Aber solange ich das nicht glaube, dass ich das kann, kann ich mir das noch so oft sagen, es wird nicht funktionieren. Wenn ich mir also nur gesagt hätte: „Ich bin nicht mehr wütend oder ich flippe nicht mehr aus, alles ist bei uns entspannt“, dann hätte das nicht ausgereicht, weil ich schon innerlich gewusst hätte, das stimmt ja nicht, so ist es nicht und ich hätte mir auch nicht geglaubt. Vielmehr habe ich Situationen aus meiner Kindheit nochmal aufgegriffen, bin da gedanklich echt nochmal hingegangen. Ich bin also in diese „innere Kind“-Arbeit gegangen und habe mich mit Meditation unter anderem reinbegeben in die Situation, wo ich so richtig wütend war, wo ich mich verlassen gefühlt habe, wo ich das Gefühl hatte, das hat so ein Trigger gesetzt bei mir und habe diese Situation gedanklich mit Liebe geflutet. Ich bin mit ganz viel Liebe in diese Situation gedanklich reingegangen bin und habe mir überlegt, was das Gute auch an diesen Situationen war, warum es auch gut war, wütend zu werden. Was hat es mir geholfen und wo war es aber auch nicht hilfreich? Wo ist meine Wut hilfreich, wo ist meine Wut nicht hilfreich? Das war bei mir ein ganz wichtiger Aspekt, dass ich gemerkt habe: Es geht mir nicht darum, für immer und ewig nicht mehr wütend zu werden, denn Wut kann ja durchaus auch sehr anregend sein. Wut hilft ja auch mir zu zeigen, was in meinen Augen falsch läuft. Ich werde wütend, wenn ich das Gefühl habe, hier wird eine Grenze übertreten. Dann kann ich mir dieser Grenze bewusst werden und kann reagieren oder entscheiden, wie ich reagieren möchte und das hat bei mir fünf oder sechs Monate gedauert, in denen ich sehr intensiv an diesem Thema gearbeitet habe. Vor ungefähr drei Wochen habe ich so einen Durchbruch gefühlt, das war wirklich eher so ein Gefühl, wo ich dachte, ich muss gar nicht mehr wütend werden. Jetzt bin ich viel sensibler auch auf die Situation, dann merke ich: Ich bin jetzt wütend, weil ich so müde bin, weil der Tag lang war, ich weiß ab 17 Uhr kann ich schneller wütend werden, weil einfach die Luft bei uns allen raus ist, weil die Kapazitätsgrenze erreicht ist. Dann kann ich mir auch ein paar Minuten nehmen, mich gedanklich darauf einstellen und ich bereite die Kinder auch darauf vor und sage: „Es ist jetzt spät, ich bin echt müde, es kann sein, dass ich unfreundlich werde, sagt mir Bescheid, wenn ich wieder so reagiere, wie ihr es vielleicht nicht wollt“ und ich versuche ihnen zu zeigen, erstens, dass es völlig in Ordnung ist, wenn man nicht immer happy ist. Das Leben besteht ja nicht nur aus Glück und guten Gefühlen, sondern was ich versuche zu zeigen ist: Leute, hier gibt es gerade Grenzen, ihr habt eure Grenzen, ich habe meine Grenzen, wir müssen jetzt irgendwie miteinander klarkommen, ich bin auch die Erwachsene in dieser Situation, das heißt letztlich habe ich, finde ich, mehr Verantwortung, dass hier in dieser Situation, wie auch immer sie aussieht, Frieden herrscht, indem ich nicht ausflippe, weil zum Beispiel ein Glas runtergeworfen wird oder weil das Kind zum 27. Mal aufsteht. Bei uns sind häufig Essenssituationen, in denen es früher ein bisschen eskaliert ist. Indem ich einfach sehr sensibel bin und indem ich die klare Intention habe, ich möchte Frieden stiften, gebe ich der Wut in meinem Fall auch nicht so viel Raum, sondern ich versuche regelmäßig, gerade wenn ich weiß, jeden Abend nach 17 Uhr tendiere ich dazu, etwas reizbarer zu werden, dann coache ich mich schon selbst dahin und versuche mich kognitiv einfach erst mal daran zu erinnern: Wie möchte ich gerne sein? Was für eine Mutter möchte ich sein? Wie möchte ich reagieren? Ich möchte eine Mutter sein, die geduldig ist, die liebevoll mit ihren Kindern spricht, die die Kinder anleitet, Frieden zu stiften, indem sie selbst das beste Vorbild dafür ist und ich sag dir, das ist für mich eine schwere Aufgabe. Es wird leichter, also so nach drei Wochen habe ich das Gefühl, es wird leichter. Natürlich weiß ich noch nicht, wie das in drei Monaten aussieht. Ich werde gerne weiter berichten, aber ich merke richtig, wie es auch mir selbst gut tut, dieses Vorbild zu sein. Natürlich heißt das nicht, dass meine Kinder jetzt nicht mehr streiten. Natürlich streiten die sich und die ziehen sich an den Haaren, aber meine Reaktion hat sich geändert und dann habe ich das Gefühl, dass tatsächlich auch insgesamt in unserem familiären Umfeld mehr Frieden herrscht als vorher. Fazit: Wir können für Frieden sorgen, indem wir selbst Frieden stiften. So etwas wie den Weltfrieden zu erschaffen ist zwar ein Ziel, das sehr weit weg scheint und es wirkt im Grunde Menschen unmöglich, wir können nicht alle Konflikte der Welt lösen, aber wir sind dazu aufgerufen, zumindest im Kleinen Friedensstifter*in zu sein, uns auf diese Worte zu beziehen, dass wir den anderen mindestens so hoch achten wie uns selbst, dass wir Gott mit ins Boot nehmen, der uns die Kraft gibt. Mit Sicherheit gibt es auch sehr willensstarke Menschen, die einfach durch ihren puren Willen Sachen schaffen. Ich persönlich habe das Gefühl, dass ich durchaus Gottes Kraft bekomme, wenn ich sie brauche, das heißt in diesen Fällen habe ich ganz viel gebetet: Lieber Gott, lass mich die Mutter sein können, die ich sein will. Ich möchte so gerne diese Früchte bringen, die vom Galata Brief genannt werden. Ich möchte gerne friedvoll sein, ohne mich klein zu machen, ohne in meiner Würde Abstriche zu machen. Gib mir die Kraft, dass ich friedvoll und liebevoll sein kann und gleichzeitig trotzdem meine Grenzen wahre. Da habe ich mir Kraft und Hilfe von Gott erbeten und das hat wunderbar funktioniert bisher. Man findet so viele Stellen in der Bibel, wo Jesus auch zum Beispiel sagt: „Ich lasse euch euren Frieden und ich gebe euch meinen Frieden noch hinzu.“ Wie toll ist das denn? Wir haben schon Frieden und wir kriegen noch mehr. Geht beim Geld manchmal auch. Man hat schon etwas und wenn man akzeptiert hat, dass das, was man schon hat, eigentlich reicht, dann kommt häufig noch mehr hinzu, interessanterweise. Darüber werden wir vielleicht ein anderes Mal sprechen. Ich möchte diese Podcast-Folge mit einem kleinen Friedensgebet beenden, da wie gesagt heute der Weltgebetstag für den Frieden ist und ich lade dich herzlich ein, mit mir zusammen zu beten: Großer Gott, guter Vater, Jesus Christus und Heiliger Geist. Heute ist für uns ein Tag, an dem wir ganz besonders für den Frieden unserer Welt beten wollen. Wir sind Menschen und es gibt immer Konflikte. Wir sind Menschen mit eigenen Meinungen, mit eigenen Überzeugungen, mit guten und schlechten Eigenschaften und wir stellen nicht immer das in den Mittelpunkt, was wir in den Mittelpunkt stellen sollten oder könnten, sondern agieren sehr häufig aus eigenen Interessen heraus. Bitte gib uns die Kraft, selbst Friedensstifter*in zu sein. Gib uns die Kraft, rechtzeitig darüber nachzudenken, was wir tun und warum wir das tun. Hilf uns in unserem eigenen Leben für Frieden zu sorgen. Hilf uns, uns mit anderen zu versöhnen, anderen zu vergeben, was sie uns auch an Unrechten getan haben. Hilf uns, mit deinen Augen der Liebe durch das Leben zu gehen und das zu sehen, was du in anderen siehst. Zu sehen, dass jeder Mensch in unserem Umfeld dein Kind sein darf, dass jeder Mensch das Gute in sich trägt. Manchmal fällt es uns schwer, das zu sehen. Manchmal sehen wir nur das Negative und nur das Böse. Manchmal sagen wir uns selbst Rechtfertigungen, die uns dabei helfen, Konflikte mit anderen auszutragen, weil wir denken, dass wir etwas Gutes damit tun. Lass uns doch erkennen, wenn diese Situation eintritt. Lass uns erkennen, wenn wir nicht mit den Augen der Liebe durchs Leben gehen, wenn wir nicht das Gute im anderen sehen. Hilf uns, Konflikte auf eine Art und Weise zu lösen, die für beide Seiten Frieden stiftet. Heute bitten wir dich auch ganz besonders für die Machthaber in der Welt, für die Regierungen, für alle Menschen, die an Entscheidungspositionen sitzen und die für viele andere Menschen mitentscheiden. Leite sie, schenke ihnen Weisheit, schenke ihnen Einsicht, schenke ihnen die Liebe, dass sie mit liebenden Augen durch die Welt gehen und erkennen, dass Krieg keine Probleme lösen kann, sondern mehr Probleme bringt. Wir möchten dich bitten, dass du uns hilfst, mit Weisheit und Liebe durch das Leben zu gehen und zu erkennen, wo wir auch helfen können, um Frieden in der Welt zu stiften. Amen.

(Podcast) Frieden fängt im Kleinen an

Transkript

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