Spür die Angst und mach es trotzdem

3. Februar 2022

Mein Herz klopft. Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf. Was, wenn alles schiefgeht? Wenn alle mich hassen? Wenn ich nur träume und nichts von dem funktioniert, was ich mir wünsche? Was, wenn ich scheitere und alle es sehen können? Was denken die Leute von mir, wenn ich erzähle, dass ich bei einer Ausschreibung mitmache und dann nicht gewinne? Wirke ich dann überhaupt noch seriös?

Solche Gedanken sind völlig normal. Ob es um einen neuen Job geht, um eine neue Liebe, um mehr Geld oder alles andere, das in irgendeiner Art nach “Veränderung” schreit. Du kannst dich darauf verlassen, dass deine innere Stimme sich melden wird, sobald du daran denkst, etwas zu ändern.

Wer lebt in dir?

Die kleine Stimme ist nicht allein. In jedem von uns gibt es viele Facetten, die sich in Form von Gedanken zu Wort melden. Welche das sind, ist individuell. Vielleicht lebt in dir die Rebellin, die Perfektionistin, die Ängstliche, die Bewahrerin, die Mutige, die Neugierige, die Konservative, das Kind und die Genießerin in dir. Sie alle gehören zu deinem Selbst und wollen nicht nur ihre Meinung kundtun, sondern haben ihre begründeten Wünsche.

Die Frage ist: Was machst du mit den ganzen Meinungen?

Sagen wir, du möchtest dir einen Platz in meiner Mastermindgruppe sichern. Die Mutige und die Genießerin in dir finden das richtig und sehen die Chance, die diese Investition bietet.Die Ängstliche in dir merkt an, dass es auch sein könnte, dass du das Geld investierst und es sich nicht auszahlt.Die Bewahrerin fragt sich, warum du überhaupt mehr Geld haben möchtest, es geht dir doch gut.

Jede Stimme, jede Facette in dir, hat das Recht, Bedenken zu äußern oder Begründungen zu liefern. Ich persönlich finde es wenig hilfreich, den “inneren Schweinehund zu überwinden” – mit diesem Sprachgebrauch denunzierst du einen wichtigen Teil in dir.

Jede Angst hat einen Ursprung. Jede Angst darf wahrgenommen werden.

Aber du musst nicht immer darauf hören.

Nimm dir einen Zettel und schreibe mal die Facetten auf, die in dir sind. Stelle sie dir wie kleine Teammitglieder vor und halte anschließend ein inneres Meeting ab, bei dem jedes Mitglied zu Wort kommen darf. Thema: Sollen wir einen Platz in der Mastermindgruppe buchen?

Mache das ruhig so plastisch wie möglich. Verteile beispielsweise Namenskärtchen im Raum und setze oder stelle dich an den Platz des Teammitglieds. Was hat die Ängstliche, was hat die Mutige, was hat die Neugierige zu sagen? Höre zu, wäge ab und triff als Leiterin dann eine Entscheidung.

Woher kommt die Angst?

Die Ängstliche klopft in der Regel sehr schnell an deine Bürotür und meldet Bedenken an, sobald sie hört, dass eine Veränderung geplant ist.
Lade sie zu einem Vieraugengespräch ein, wenn du wissen willst, woher eigentlich deine Ängste kommen.

Wenn du als Teamleiterin daran denkst, mehr Geld in dein Leben zu ziehen, teile die Idee deiner Angst mit und lass sie reden.
Oft äußert sie sich mit recht deutlichen Einwänden:

  • Man kann Geld nicht “einfach so” in sein Leben ziehen.
  • Wenn jeder es könnte, würde es doch auch jeder machen.
  • In unserem Job können wir eh nicht mehr verdienen.
  • Wir haben keine Zeit für einen Kurs.
  • Wenn es nicht klappt, ist das Geld weg.
  • Jeder, der mehr Geld verspricht, wirkt auf mich unseriös.

Wenn deine Angst von dir die Erlaubnis bekommen hat, einfach mal alles rauszulassen – auch die völlig unlogischen Sorgen wie “Wir werden garantiert auf der Straße landen” – dann danke ihr dafür, dass sie sich um euch alle sorgt und vergib ihr (und dir), falls du ihre Gründe verurteilst.

Es kommt oft vor, dass deine Angst vor mehr Geld beispielsweise mit Erlebnissen aus deiner Kindheit zusammenhängt. Wenn dir beigebracht wurde, dass Geldmangel herrscht und dass du sehr gut auf dein Geld aufpassen sollst, um es ja nicht zu verlieren, dann ist doch sonnenklar, dass deine Angst sich beim Gedanken an eine Investition meldet und dir sagt: “Moment! Wir haben gelernt, dass wir unser Geld lieber nicht ausgeben sollten!”

Anschließend bist du gefragt:

Nimm jede Äußerung deiner ängstlichen Stimme unter die Lupe:

  • Ist die Aussage für alle Menschen wahr? (Zu 99 % handelt es sich um eine Meinung und nicht um einen Fakt!)
  • Möchtest du diese Meinung als wahr übernehmen?
  • Wenn nein: Welche Meinung möchtest du stattdessen glauben?

Am Beispiel:

Deine Angst sagt: “Als Lehrerin kannst du nicht mehr als X Euro verdienen.”

  • Für alle Menschen wahr? Nein. Es gibt LehrerInnen, die reich sind.
  • Neue Meinung: “Selbst wenn ich nur X Euro als Lehrerin an dieser Schule verdiene, bleiben mir zahlreiche Alternativen offen, über die ich zu Geld kommen kann.” Oder: “An einer anderen Schule (z. B. einer Privatschule) könnte ich durchaus mehr verdienen.” (Ob das in Frage kommt, ist dann eine andere Sache – es geht nur darum, die alte Meinung aufzubrechen.)

In meiner Mastermind-Gruppe arbeiten wir sehr viel mit deinem Angst-Anteil. Wir finden heraus, wo Geld bei dir Angst auslöst und wie wir mit gezielten Fragen und Übungen diese Angst beruhigen und sogar auflösen können.

SHARE THIS STORY